Mann liegt auf einem Sofa und hält sich ein aufgeschlagenes Buch vor das Gesicht. Mit der richtigen Raumtemperatur entsteht Behaglichkeit und Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden wird möglich.
Luftqualität

Temperatur messen: Was die Raumtemperatur von der Lufttemperatur unterscheidet

Das Temperatur-Level in Räumen wird häufig schlicht als Temperatur bezeichnet. Bei Empfehlungen für optimale Temperaturen etwa bleibt somit vage, ob die Lufttemperatur oder die wesentlich aussagekräftigere Raumtemperatur gemeint ist. Technische Geräte zur Kontrolle der Raumluft sind bis heute meist einseitig auf die Lufttemperatur fokussiert.

Autor:

Maria Heß und Martin Jendrischik

Datum:

14.4.2020

Von der Lufttemperatur zur Raumtemperatur

Die Lufttemperatur (auch Raumlufttemperatur genannt) ist klar definiert und einfach zu messen: mithilfe eines Luft-Thermometers. Ein Ausdehnung-Thermometer zeigt beispielsweise die Raumlufttemperatur an, weil sich der im Röhrchen befindliche Stoff (z.B. Alkohol oder Gallium) bei Wärme ausdehnt. Um solide Ergebnisse zu erzielen, ist also der Standort entscheidend: im Idealfall befindet sich das Thermometer im Innenraum etwa einen Meter über dem Boden (Körperhöhe) und wird nicht durch direkte Wärme der Sonne oder etwa von Geräten wie einem PC beeinflusst.

Die Aussagekraft der gemessenen Lufttemperatur ist jedoch beschränkt. Daher schließt die sogenannte Raumtemperatur mehr Faktoren ein, die die Temperatur in einem Raum beeinflussen können. Basis ist die örtliche Lufttemperatur, aber darüber hinaus wird bei der Messung auch die thermische Abstrahlung von Geräten und Heizungen sowie die Strahlungstemperatur der Umgebungsflächen (Wand, Decke, Fenster) einbezogen werden.

Ein wesentlicher Einflussfaktor sind dabei die Fenster – denn die meiste Wärme gelangt über die Fenster in den jeweiligen Raum oder geht entsprechend verloren. Die eindringende Strahlungswärme, beispielsweise durch Sonnenstrahlen, erhöht die Lufttemperatur nur indirekt: Statt die Luft im Raum aufzuheizen, sorgen die Sonnenstrahlen für die Erwärmung von Umgebungsflächen oder anderer Körper, auf die sie treffen. Wenn es im Freien sehr kalt ist und die Sonne nicht scheint,dringt von dort kaum Wärmestrahlung ein. Sitzt der Mensch in der Nähe eines Fensters, fühlt es sich kalt an.

Übrigens: Auch der Mensch produziert Strahlungswärme. Selbst im Ruhezustand werden 70 bis 90 Watt Körperwärme (Grundumsatz) abgegeben. Bei Büroarbeit zwischen 110 und 130 Watt, beim flotten Radfahren 400 bis 500 Watt. Während die menschliche Körperkerntemperatur konstant bei 37 Grad liegt, beträgt die optimale Hauttemperatur 27 bis 32 Grad Celsius.

Die Raumtemperatur und der Wohlfühlfaktor: Behaglichkeit

Allein über die Lufttemperatur können also kaum Rückschlüsse über das Wohlbefinden der Personen innerhalb des Raumes gezogen werden. Die Raumtemperatur hingegen bezieht auch die Strahlungstemperatur der umliegenden Flächen mit ein, die maßgeblich beeinflussen, inwieweit die Umgebungsluft innerhalb eines Raumes als behaglich empfunden wird. Hier kommend den Wärmeabstrahlungseigenschaften der den Raum umschließenden Flächen (Fußboden,Wand, Decke, Fenster), der Luftgeschwindigkeit und der relativen Luftfeuchtigkeit besondere Bedeutung zu.

Darüber hinaus beeinflussen auch rein subjektive Faktoren die Wahrnehmung und das Behaglichkeitsempfinden. Hierzu zählen die körperliche Aktivität, die Bekleidung, das Alter und der Gesundheitszustand der anwesenden Person in einem Raum.

Um das Wohlbefinden aller Personen in einem Raum zu optimieren, werden heute vielfach Technologien zur Klimatisierung von Räumen eingesetzt. Diese erzeugen aber lediglich einen kalten oder warmen Luftstrom, der darauf ausgerichtet ist, die Lufttemperatur zu beeinflussen. "Viel angenehmer ist es aber, die Raumtemperatur flächig zu regeln“, sagt Alexander Buff, Gründer und Geschäftsführer des Fraunhofer-Spin-offs interpanel GmbH.

Das Unternehmen entwickelt und produziert Heiz-Kühldeckensysteme, die sowohl zur Heizung als auch zur Kühlung eingesetzt werden. Buff weiter: „Im Vergleich zu einer klassischen Heizung, die sich auf die Erwärmung der Lufttemperatur konzentriert, heizt und kühlt unsere Klimadecke die Raumoberflächen. Diese Art der Regulierung der Strahlungstemperatur ist effektiver, angenehmer und zudem zugluftfrei.“

Andere Experten gehen sogar noch einen Schritt weiter. Karl-Heinz Weinisch entwickelte die Weiterbildung „Meister des Raumklimas“ und ist selbst Sachverständiger für Raumklima – eine Größe, die neben der Raumtemperatur, die Luftfeuchte, die Akustik, die Licht- und Luftqualität einbezieht. Er sagt,bereits beim Bau müssten die Strahlungseigenschaften der Flächen berücksichtigt werden. „Ansonsten machen Bauherren eine ganze Menge falsch, was nach Abschluss des Baus mit Unwohlsein und hohen, laufenden Kosten für Heizung und Raumklimaoptimierung verbunden ist.“

(Bild: Pexels / Lisa Fotios)

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