Damit die besonders leucht- und farbintensive Acrylfarbe flüssig bleibt und sich gut verarbeiten lässt, beispielsweise schnell trocknet, werden bestimmte Verbindungen verwendet. So vermischen die Hersteller für die Künstlerfarbe Farbpigmente, Bindemittel (Acrylbinder), Verdünnung (meist Wasser) sowie unterschiedliche Zusätze und Additive. All diese Stoffe können, müssen aber nicht zwangsläufig in den Farben enthalten sein. Im Einzelfall finden Sie die Hinweise zur Farbzusammenstellung auf den Produktblättern.
Wie gefährlich sind die in Acrylfarbe enthaltenen VOCs für die Atemwege?
Bei einigen Farben deuten als unangenehm empfundene Gerüche auf vermehrte Ausgasungen hin. Doch nur das bloße Fehlen eines solchen Geruchs bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Acrylfarbe keine VOCs freisetzt. Dabei ist weniger das Acryl giftig, als vielmehr die Pigmente und Formaldehyde, die in der Farbe gelöst sind. Unter dem Begriff VOCs (Volatile Organic Compounds / flüchtige organische Verbindungen / flüchtige Kohlenwasserstoffe) vereinen sich viele verschiedene Substanzen. Nähere Informationen und Grenzwerte zeigen unser Blog-Artikel über VOCs sowie unser Wiki über VOCs.
Gesundheitliche Auswirkungen von VOC
Während eine geringe Konzentration der flüchtigen, organischen Verbindungen komplett geruchslos ist und daher oft nicht wahrgenommen wird, können größere Mengen bereits gesundheitsschädlich sein. Wie toxisch die chemischen Stoffe und ihre Ausgasungen auf unseren Körper einwirken, hängt von der Art und Quelle des VOCs ab. Erhöhte VOC-Werte verändern die Geruchs- und Geschmackswahrnehmung. Außerdem können die Ausdünstungen Schleimhäute und Augen reizen sowie zu Müdigkeit und Kopfschmerzen führen. Je höher die Konzentration im Raum ist, desto stärker zeigen sich diese Symptome. Derzeit gibt es noch keine Studien zu Langzeitfolgen durch eine Belastung mit flüchtigen organischen Substanzen. Dennoch vermuten Experten, dass die Zunahme allergischer Reaktionen, speziell bei Kleinkindern und Säuglingen, mit diesen Stoffen zusammenhängen könnte. Außerdem gehen viele davon aus, dass eine hohe VOC-Kontentration potenziell krebserregend, erbgutverändernd und fortpflanzungshemmend sei.
Wie beeinflusst das Malen mit Acylfarbe die Luftqualität? – unser Praxistest
Die Höhe flüchtiger organischer Substanzen in Ihrer Raumluft kann mittels eines resistiven Sensors gemessen werden. Wir haben für unseren Test unser Luftmessgerät air-Q benutzt und es während des Malens mit Acylfarbe die Raumluft analysieren lassen. Unser Test in einem kleinen Zimmer startete gegen halb neun abends und einem VOC-Wert von knapp unter 200 ppb (parts per billion). Bereits nach kurzer Zeit stieg die VOC-Konzentration deutlich an. Die konstant wachsende Kurve zeigte bereits nach 10 MInuten eine Verdopplung der VOC-Werte. Nach etwa 35 Minuten erreicht die VOC-Belastung ein Pieck von über 600 ppb,nach einer weiteren halben Stunde den Höchststand von knapp unter 700 ppb. Woraufhin der Raum für 5 Minuten Stoßgelüftet wurde. Danach sinken die VOC-Werte deutlich. Unser Versuch zeigt, dass das Malen mit Acrylfarbe die VOC-Konzentration fast um das Vierfache erhöht.
In unserem Video können Sie unseren Mal-Versuch im Schnelldurchlauf verfolgen.
Damit Sie den VOC-Ausdünstungen beim Malen mit Acrylfarbe weniger stark ausgesetzt sind, sollten Sie sowohl während als auch nach dem Malen den Raum ausreichend lüften. Es empfiehlt sich außerdem, den VOC-Wert mit einem Luftmessgerät wie dem air-Q zu überwachen. Verwenden Sie zudem auf Farben, die einen niedrigeren VOC-Gehalt aufweisen. Bitte beachten Sie, dass selbst VOC-arme oder gar VOC-freie Acrylfarben nicht unbedingt vollständig frei von diesen Verbindungen sind.
(Beitragsbild: Shutterstock/ Superlime, Bild im Beitrag: Shutterstock/ Olena Yakobchuk)